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Aufmerksamkeit

Dr. Alexa's Ernährungstipps

Ein paar Worte zu: Achtsamkeit

Achtsamkeit… ist „in“… allgegenwärtig… und DAS neue Modewort. Wir sollen achtsam sein gegenüber uns selbst und unseren Partnern, Kindern, Kollegen, Bekannten, Nachbarn, Brötchenverkäufern und Paketboten. Aber auch beim Fahrradputzen, Wäschewaschen, Haarefärben, Kofferpacken und Rasenmähen ist Achtsamkeit gefragt. Puh… Kann man das leisten? Ganz ehrlich: ich nicht. Jedenfalls nicht ständig…

Der Begriff Achtsamkeit kommt ja ursprünglich aus dem Buddhismus. Dabei geht es um die bewusste Wahrnehmung von Körper- und Geistesregungen – sprich: eine verfeinerte Selbstwahrnehmung, was zu einem wacheren Erleben des aktuellen Moments führt und in Folge zu mehr Ruhe und Gelassenheit. Und jeder, der (wie ich) Kinder, Partner, Job, Schule, Sport, Fortbildung, Haus und anständiges Essen unter einen Hut kriegen muss & möchte, der weiß, dass es mit Ruhe und Gelassenheit zu oft nicht besonders weit her ist.

Achtsamkeit beim Essen

Also bitte gerne mehr Achtsamkeit! Aber wie macht man das? Vorneweg: ich bin keine Expertin in Sachen Achtsamkeit. Ich bin Ernährungsexpertin. Und nur auf diesem Gebiet kann ich dir in Bezug auf Achtsamkeit etwas anbieten: ein kleines Experiment.

  • Nimm dir eine Rosine. Leg’ sie auf die flache Handfläche und schau sie dir ganz genau an. Wie sieht diese Rosine aus? Hellbraun, dunkelbraun, runzelig, ungleichmäßig geformt… Was fällt dir noch auf? Woran denkst du, wenn du die Rosine ansiehst? Trauben, Rosinenbrot, Wein oder vielleicht an den Winzer, der die Traube geerntet und getrocknet hat…
  • Jetzt riech’ mal an der Rosine. Wie riecht sie? Fruchtig, muffig, süß, erdig… Lass’ auch negative Eindrücke und Gefühle zu.
  • Nun nimm die Rosine zwischen deine Lippen (noch nicht ganz in den Mund!). Wie fühlt sie sich an? Angenehm, unangenehm, weich, zart, hart, klein…
  • Als nächstes nimm die Rosine komplett in den Mund (nicht kauen, nur lutschen). Was spürst du? Die Kanten und Furchen, vielleicht einen Stiel, die Rosine wird weicher, dir läuft das Wasser im Mund zusammen… Und was schmeckst du jetzt schon? Süße, Säure, Sonne, Wind, Regen, Gras …
  • Jetzt darfst du kauen. Was fühlst und schmeckst du nun? Kleine Kerne, die Haut, die von deinen Zähnen zerquetscht wird, weiches Inneres, schmeckt gut, schmeckt nicht gut…
  • Als Letztes: Runterschlucken und dabei vielleicht an die Geschichte dieser Rosine denken: von der Traube am Weinstock (vielleicht in Italien), über die Ernte, die Trocknung, die Auslese, den Verkauf der besten Chargen an einen Großhändler, das Verpacken in Tüten in einer Fabrik, den Transport zum Einzelhändler, den Moment, als du dich für genau diese Tüte mit dieser Rosine drin entschieden haben, den Weg im Einkaufskorb zu dir nach Hause, deine Auswahl heute diese eine Rosine zu nehmen, die jetzt in deinem Bauch ist…

Achtsamer Essen = besser Essen

Mannomann, was man alles aus einer einzelnen Rosine herausholen kann, oder?! Was ich dir damit sagen will, ist jedoch nicht, dass du künftig jede Rosine und jedes Reiskorn mit Vornamen ansprechen sollst. Nein, ich möchte auf diese Weise deine Aufmerksamkeit (Achtsamkeit) darauf lenken, dass Lebensmittel sehr viel mehr sind als Kalorienträger und Sattmacher.

Jedes Lebensmittel hat eine Geschichte und eine Reise hinter sich, bis es bei dir auf dem Teller liegt. Manche Geschichten und Reisen sind besser (Feld, Bauer, Gemüsehändler, Markt, Kochtopf, Teller), andere weniger gut (Feld, Bauer, Großkonzern, Fabrik, Verarbeitung, Zusatzstoffe, Verpackung, Tiefkühler, Mikrowelle, Teller). Und wenn du diesem Umstand künftig ein wenig mehr Beachtung schenkst, dann hast du mit Sicherheit bald bessere (und damit gesündere) Lebensmittel auf deinem Tisch.

In diesem Sinne – achte mal drauf!